Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Im September 1994 kamen wir nach Dessau in Deutschland, eine kleine Stadt im Süden. Wir wohnten ein Jahr dort im Wohnheim. Wissen Sie, die Bedingungen waren akzeptabel. Wir bekamen Bettwäsche, Geschirr und eine Unterkunft. Das war allerdings ein Zimmer für die ganze Familie, es war etwas zu eng. Später bekam ich ein Zimmer für mich.
  2. Es gab eine Gemeinschaftsküche, wir sind ja an so ein Leben gewöhnt. Wir lebten ein Jahr dort. Man konnte dort aber keine Arbeit finden und wir beschlossen nach Köln zu ziehen. Wir kamen nach Köln mit der Hoffnung, das ist eine Großstadt, hier kann man vielleicht Arbeit finden.
  3. In der Tat: Mein Schwiegersohn arbeitete zwei Jahre hier. Aber die beiden kamen ins Rentenalter, mit Arbeiten war es nichts mehr… Sie begannen Deutsch zu lernen, und das dauerte seine Zeit. Aber wir sind gekommen und bereuten es nicht. Erstens absolvierte unser Enkel das Gymnasium, kein Problem.
  4. Er begann an der Uni zu studieren und absolvierte das Studium. Heute arbeitet er in seinem Beruf. Er pendelt nach Bonn, aber es können doch nicht alle in einer Stadt Arbeit finden. Unsere Wohnverhältnisse sind nicht schlecht, wir führen ein normales Leben.
  5. Ich als alter und kranker Mensch – ich bin 95 – bekomme vom Staat eine Pflegehilfe. Als ehemaliger Ghettohäftling erhalte ich von der Conference… Wie heißt sie noch? Ich habe ihren Namen vergessen, Sie kennen sie ja. Also ich erhalte auch Geld, zusätzliche Zahlungen, um zu leben. Keine Beanstandungen.
  6. Meine Tochter und mein Schwiegersohn beschäftigen sich viel mit mir. Sie pflegen mich und bringen mich zu den Ärzten. Ich kann nicht gehen, also fährt mich der Schwiegersohn im Rollstuhl. Sie machen die alltägliche Arbeit.
  7. Deutschland gefällt mir, ein gutes kultiviertes Land. Hier kann man sich auch erholen, es gibt schöne Gegenden und schöne Natur. Wenn ich nur imstande wäre, ich kann einfach nicht alle schönen Sachen genießen.