Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Man bereicherte sich. Manche Japaner schlugen alles klein, weil sie ihr Eigentum keinem überlassen wollten. Das kann man verstehen, denn sie durften nichts mitnehmen. Noch mehr: Sie steckten einige Viertel in Brand. Nach der Ankunft sahen wir einen großen Platz mit Asche bedeckt. Der Platz wurde auch so genannt: der Brandplatz.
  2. Später wurde er bebaut, aber der Platz behielt seinen Namen. Das war 1951, als die Japaner abgeschoben wurden. Die Koreaner durften bleiben. Die Japaner sind reinlicher als die Koreaner. Das ist genauso wie bei den Rumänen und Moldauern. Als die Japaner da waren, passten die Koreaner auf. Später war die Stadt sehr schmutzig.
  3. Nach Stalins Tod änderte sich alles auf einmal. Der Vertrag wurde verlängert... Ich weiß noch, wie in der Schule getrauert wurde. Die Lehrer weinten und fielen in Ohnmacht, viele ganz aufrichtig. Ich zum Beispiel weinte nicht, denn es war nicht einfach, mich als Kind zum Weinen zu bringen. Ich weinte nicht. Und mein Freund Schenka Boschok, er war aus einer verfolgten Kosakenfamilie, er sprang auf die Schulbank und tanzte darauf.
  4. Er wurde zwar beinahe zerrissen, aber das gab es immerhin auch. Und in der Zeitung verschwanden die Hetzartikel. Ich wurde sogar nach dem Schulabschluss als erste in der Stadt mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Trotzdem... Es kam sogar eine Polizistin und sie wollte das Mädchen mit der Goldmedaille sehen.
  5. Es war die erste Goldmedaille in Korssakow. Das war 1954, neun Jahre nach der Befreiung. Vor uns wohnten die Japaner da. Die Japaner wurden 1951 (aus Sachalin) abgeschoben. Mein Stiefvater war damals schon da. Mehr noch: Er war für die Schiffe verantwortlich, mit denen sie abtransportiert wurden.
  6. . Er war natürlich nicht beim Sicherheitsdienst, sondern leitete den Personenverkehr. Sie durften nichts mitnehmen, der Abtransport war schlimm. Er erzählte uns das, wir wussten davon. Die Mutter meiner Schulfreundin war Richterin, ihr ganzes Mobiliar war japanisch. Sie hatten zehn Fahrräder.