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Ich war bereits verheiratet, vielleicht waren wir kein gleiches Paar. Mein Mann war Maat auf einem Atom-U-Boot. Er wurde später demobilisiert, mein Rektor half ihm nach Komsomolsk zu kommen. Er arbeitete dann in einem Ausbildungszentrum. Und ich bekam einen Sohn, ich wünschte ihn mir sehr. Es war auch Zeit, ich war schon 31 Jahre alt. Mein einziger und einzigartiger Robert kam in Komsomolsk-am-Amur zur Welt.
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Mit meinem Sohn und meinem Mann zog ich 1969 nach Chisinau. Da gab es eine Ausschreibung, und ich bekam den Arbeitsplatz. Ich spürte damals, dass ich aus gesundheitlichen Gründen wegziehen muss. Auch die Lebensbedingungen waren sehr schwer. Aber ich konnte zunächst keinen anderen Arbeitsplatz finden.
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Ich erhielt einen Brief, dass ein Hochschullehrer für ausländische Literatur in Dnepropetrowsk benötigt wird. Ich schrieb dahin und bekam eine begeisterte Antwort: „Ja, wir warten auf Sie. Welche Wohnung brauchen Sie, zwei oder drei Zimmer?“ Ich schrieb, dass auch eine Zweizimmerwohnung natürlich reichen würde, und schickte nach einer Aufforderung meine Unterlagen dahin.
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Und dann passierte genau das Gegenteil. Die Sache ist die: Mein Name ist Ionkis, das ist kein typisch jüdischer Name. Für manche klingt er wie ein baltischer Name, für andere wie ein griechischer. Mein Vatersname ist Ewriwiadowna, er mutet auch griechisch an.
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Im „fünften Punkt“ schrieb ich aber ganz deutlich: Jüdin. Und es fiel eine negative Entscheidung, man sprach nicht mehr von einer Wohnung, sondern von einem Zimmer im Wohnheim. Ich begriff sofort, was Sache ist, und wollte nicht mehr hin.
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Und in dieser Zeit bekam ich einen Brief aus Chisinau von Irna Sucharewa, sie hatte früher in Komsomolsk gearbeitet. Heute wohnt sie in Köln, ich half ihr hierher zu kommen, ich bin ein dankbarer Mensch. Sie schrieb mir, dass die pädagogische Hochschule in Chisinau wieder eröffnet wurde und dass eine Fachkraft für ausländische Literatur dringend benötigt wird.
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Ich sollte die Unterlagen dorthin schicken, aber sie waren in Dnepropetrowsk. Ich bat meinen Vater, sie dort an der pädagogischen Hochschule abzuholen. Er bekam sie, daran war ein Zettel angeheftet: „Nicht weiter empfehlen“. Später begriff ich, dass dies eine Entscheidung des wissenschaftlichen Rats war, mich nicht zu empfehlen.
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In dieser Zeit war ich bereits Dozentin, ich hatte ein Buch über englische Dichtung geschrieben und drei Kapitel für ein Lehrbuch, das in der ganzen UdSSR vertrieben wurde. Es war gar nicht so einfach, eine andere Lehrkraft wie mich zu finden.
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Sie stellten einen Säufer ein und konnten ihn dann die nächsten fünf Jahre nicht mehr loswerden. Das hatten sie auch verdient. Mein Vater schickte meine Unterlagen nach Chisinau, wo ich nach einer Ausschreibung empfohlen wurde. Und ich ging dahin, um als Dozentin am Lehrstuhl zu arbeiten.