-
Wir wurden (nach der Ankunft) in Unna-Massen untergebracht und blieben wohl drei Wochen da. Unsere Lebensbedingungen waren gut, wir merkten gleich: Da denkt man an die Leute. Jemand von der Dortmunder Synagogengemeinde besuchte uns, sie hielten Vorträge usw.
-
Und wir wollten natürlich nach Dortmund, was mir jetzt leid tut. Besser wäre Köln, Düsseldorf oder Bonn gewesen, so scheint mir, vielleicht stimmt das (aber) auch nicht. Dortmund war (erst) zu, sodass uns gesagt wurde: „Sie müssen länger in Unna wohnen.“
-
Wir blieben dann drei Monate da, unter guten Bedingungen. Da war eine Wohnung für zwei Nachbarn, eine Nachbarin war aber nicht da. Und es war gut, nach drei Monaten in Unna kamen wir nach Dortmund. Wir gingen in die Synagoge und dort „verhörte“ man uns, was unsere Wurzeln sind, wer Jude und wer Nicht-Jude war. Bei uns ist es jedoch so, dass mehrere Generationen…
-
Ich kenne z.B. meinen Urgroßvater, sein Grab wurde vor Kurzem in Priluki gefunden, er starb 1910. Also, alle waren Juden. Aber da gab es z.B. so ein Detail – Nellja wurde gefragt: „Wie heißt Ihre Mutter?“ Sie sagte: „Katja.“ – „Katja ist aber kein jüdischer Name. Wie konnte sie Katja heißen?“ Und bei mir kam gleich die Erinnerung hoch: Mein Papa hieß eigentlich Ber Mendelewitsch und wurde dann Boris Michajlowitsch, bis zum Tode war er Boris Michajlowitsch.
-
Mama hieß Leja Jakowlewna und wurde Jelisaweta Jakowlewna. Bis zum Tod, selbst in Israel hieß sie (noch) Jelisaweta Jakowlewna. Das ist auch so ein Moment: Man änderte den Vor- und Nachnamen, weil man das (damals) für notwendig hielt. Nach (dem Termin in) der Synagoge begannen wir uns eine Wohnung zu suchen.