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Ich wurde in der Nordukraine geboren, 16 Kilometer von der weißrussischen Grenze entfernt. Das war in dem kleinen jüdischen Ort Chabnoje. Chabnoje – so war der Name eines polnischen Feldherrn, der Landkreis hieß auch Chabnoje.
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Auch unsere jüdische Schule, die ich 1935 absolvierte, hieß Chabnoje-Siebenklassen-Schule. Ich erzähle kurz, wie wir nach Chabnoje kamen. Das ist interessant für die jüdische Geschichte. Es gab so einen russischen Zaren – Nikolaus I.
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Er war ein vorzüglicher Antisemit, reinsten Geblüts. Er erließ über 200 Ukase und Anordnungen zu jüdischen Fragen und unterdrückte (die Juden) sehr. Und er führte den Militärdienst für Juden ein, zuvor waren sie nicht wehrpflichtig. Wobei die Quote für Juden größer war als für Nichtjuden.
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Jährlich wurden von 1.000 Juden zehn einberufen, und von 1.000 Nichtjuden alle zwei Jahre sieben. Also drei Mal weniger, das ist beachtlich. Dabei will ich nicht von den körperlichen Anforderungen sprechen – Größe, Konstitution usw., diese waren ganz anders. D.h. das waren rein antisemitische Anforderungen, und die Juden hassten daher seit dem Altertum den Militärdienst.
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Man muss verstehen, das ist so ein rein nationales Gefühl, eine Abneigung dagegen. Heute fällt es manchmal schwer, das zu verstehen. Wir wuchsen überhaupt nicht mit patriotischen Gefühlen auf – meine Eltern und Großeltern.
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Also, es gab eine Familie Friedman… Friedmann, ein deutscher Name – Friede. Eine friedliche jüdische Familie namens Friedman lebte in Owrutsch, einer alten slawischen, russischen Stadt – noch aus der Zeit der Rus. Der (Vater) musste seinen Sohn Awraam Mosche für 25 Jahre in die Armee ziehen lassen. 25 Jahre unter den Bedingungen, von denen ich erzählt habe.
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Wenn er sich nicht taufen lässt, bleibt er ein einfacher Soldat und das 25 Jahre lang. Die jungen jüdischen Männer versuchten natürlich nach Möglichkeit den Militärdienst zu umgehen. Sehr viele gingen ins Ausland – schon damals; man bedenke nur, wann das war.
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Sie versuchten dieser Pflicht zu entgehen. Dann löste Awraams Vater (die Frage) auf eine vollkommen eigene Weise: Er kaufte bei einem Polizisten Papiere auf den Namen Kostinski. Der Polizist war aus Chabnoje, es war 40 Kilometer entfernt.
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Der (Vater) brachte seinen Sohn mit neuen Papieren nach Chabnoje, wo ihn keiner kannte. Er baute ihm ein Haus in der Nähe der Synagoge. Und noch eine Bude, heute würde man Kiosk sagen.
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Das war eine einfache Bude mit einer aufklappbaren Lade, eine Kolonialwarenhandlung. Er wurde dort ebenfalls verheiratet, man hatte eine Braut gefunden – die Tochter des Schächters. Und er wurde Bürger von Chabnoje. Er war mein Urgroßvater.