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(Deutsche) Flugzeuge flogen über Kriwoj Rog, immer mehr. Unser Ort lag 20 Kilometer von der Stadt entfernt, sie wendeten gerade über uns. Ich weiß nicht, ob sie Bomben abwarfen. Die Flaks schossen auf jeden Fall, wir konnten das sehen. Einen Monat später wurde es still, die sowjetischen Truppen waren weg.
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In der Ukraine gab es keine (guten) Straßen, im Sommer wirbelten die Autos sehr viel Staub auf, zwei Meter hoch. Wir sahen dann viel Staub in der Ferne und wussten: Die Deutschen kommen in unser Dorf. Es waren 25–30 Lkws mit Soldaten und Panzerwagen. Sie verteilten sich auf alle Höfe. Die Deutschen waren schwarz vom Staub.
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Ja, ich habe noch nicht erzählt: Mein Onkel, bei dem ich zu Gast war, war Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen. Er war drei oder vier Jahre in Gefangenschaft und konnte sehr gut Deutsch. Er hatte da den Beruf des Müllers erlernt. Im Dorf arbeitete er auf der Mühle zusammen mit zwei Deutschen. Also, die Deutschen kamen und fragten, wo sie sich waschen können. Man zeigte ihnen den Fluss, sie wuschen sich.
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Ihre Feldküche war schon in Betrieb. Es gab keine Wache, wir hatten nichts zu befürchten. Die Eltern ermahnten uns aber: Nichts anrühren! Die Waffen lagen einfach so auf den Lkws. Sie gingen zur Küche, jeder bekam zwei Kartoffeln und eine Konservendose. Einige saßen dann bei uns, mein Onkel sprach mit ihnen.
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Sie begriffen, dass wir Juden sind. Mein Onkel fragte, wie es mit den Juden aussieht. Das war eine Division, die aus Frankreich gekommen war. Einer sagte: „Ich war zu Hause in Berlin, meine jüdischen Nachbarn wohnen immer noch da.” Wir dachten: Die Juden wohnen in Berlin, also gibt es wohl nichts zu befürchten. Obwohl die evakuierten polnischen Juden erzählt hatten, dass etwas Schreckliches passiert sei.