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Ja, das kam vor. Das war nicht offen, ich spürte es aber überall. Es wäre interessant gewesen, ohne das (zu leben). Im alltäglichen Leben kam es natürlich vor. Wie auch sonst, wenn es den Staatsantisemitismus gab? Alle wussten: Als Jude wirst du zum Studium nicht zugelassen, wenn du kein Geld hast. Ich bin Jude und wurde nicht immatrikuliert. Wenn ich Geld für Bestechung gehabt hätte, wäre ich wohl zugelassen worden.
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. Ich wurde es aber nicht, obwohl ich in der Armee gedient und manche Privilegien hatte. Sie wurden aber nicht anerkannt. Wir spürten die Benachteiligung bei der Beförderung auf der Arbeit. Sogenannte eigene Leute bekamen eine Zweizimmerwohnung, ein Jude konnte mit einer Einzimmerwohnung abgespeist werden. Nowomoskowsk war aber nicht so prestigereich wie Dnepropetrowsk. Trotzdem hieß es (mir gegenüber): „Sie (die Frau) ist schwanger? Na und. Es ist noch nicht klar, ob sie ein Kind bekommt.“
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Ich sagte: „Hüten Sie Ihre böse Zunge! Wie können Sie nur so denken? Sie geben mir eine Einzimmerwohnung und ich muss mich wieder auf die Warteliste eintragen lassen? Meine Frau bekommt bald ein Kind, wir werden zu dritt sein, es wird eng.“ Außerdem war das ein „Chruschtschow-Haus“ mit entsprechenden Wohnungen. Ich bekam die Wohnung im dritten Stock, und die Wasserversorgung fiel oft aus. Wir lebten zwar am Fluss, hatten aber kein Wasser. So war unser System.
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Wer denkt bei uns an die Menschen, niemand! Nicht nur speziell an Juden, sondern auch an die „eigenen“ Leute. Und die Juden sind ein Volk zweiter Klasse, angeblich minderwertig.
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Das spürten wir sehr deutlich. Allerdings hatten wir natürlich ukrainische Freunde. Man kann nicht sagen, alle seien so gewesen. Bei jeder Gelegenheit wurde aber, wie man sagt, (gegen uns) getreten, das war so.