-
Nach dem Studium in Charkow kehrte er (mein Vater) nach Mogiljow zurück. Er wurde da für das EKOPO, das jüdische Hilfskomitee empfohlen. Sie halfen den jüdischen Kriegsopfern. Wie man weiß, litt man nicht nur, weil dort die Armeen standen, sondern auch wegen der Aussiedlungen aus dem Frontstreifen.
-
Also, das waren Flüchtlinge und Ausgesiedelte. Mein Vater dachte, seine Arbeit da würde nicht lange dauern, tatsächlich dauerte sie den ganzen Weltkrieg. Die Februarrevolution erlebte er in Petrograd. Meine Mutter mit dem Sohn war (damals) wieder bei ihrem Bruder in Petrikowo.
-
Danach waren sie wieder zusammen. Er (mein Vater) wurde nach Mogiljow gerufen, wo nun die neue Macht saß. Er war Mitglied des Landstandes und wurde später erster Richter beim Volksgerichtshof und beschäftigte sich mit Theorie und Praxis der Rechtsprechung. Die Rechtsprechung war durch das erste Lenin-Dekret ruiniert. Er (mein Vater) trat gegen Lenin in der Zeitung „Iswestija“ auf.
-
Jedenfalls versuchte er in seiner Arbeit die alten Gesetze zu korrigieren und anzuwenden, damit nicht alles in völliger Willkür endet. Vielleicht deswegen… Es war (noch) im Bürgerkrieg, Mogiljow wurde zunächst von den Polen eingenommen. Meine Mutter erlebte da ein Pogrom… Danach kamen die Deutschen, sie benahmen sich sehr europäisch. Vielleicht konnte deswegen später keiner glauben, dass…
-
Danach kamen wieder die Polen. (Meine Eltern) mussten aus Mogiljow nach Gomel und dann nach Witebsk umziehen. Aus Witebsk wurden sie bzw. mein Vater nach Moskau beordert. Da wurde die Rechtskommission gebildet und mein Vater wurde Mitglied des Ausschusses, der das erste sowjetische Strafgesetzbuch verfasste.