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Wir sangen damals ein Lied: „Wenn der Krieg morgen kommt, sei heute schon bereit, in den Krieg zu ziehen.“ Wir alle hatten vier Abzeichen: GTO – „Bereit zur Arbeit und Verteidigung“, GSO – „Bereit zur sanitären Verteidigung“, PWChO – „Luft- und Chemieschutz“ und „Woroschilow-Schütze“. Jeder bekam eine Gasmaske. Wir dachten: Einen Monat später siegen wir, und zwar auf fremdem Territorium.
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Ich hatte vor zu heiraten. Mein Bräutigam war Doktorand an unserer Hochschule. Am 21. Juni promovierte er zum Thema „Die historischen Theaterstücke von Ostrowskij“. Er stammte nicht aus Leningrad und wohnte im Wohnheim. Am nächsten Morgen fuhr er zu seinen Freunden, um sie zur Hochzeit einzuladen. Sie wohnten in der Vorstadt.
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Sie fuhren mit dem Boot und hörten nicht den Rundfunk. Erst am Abend erfuhr er von dem Krieg. Ich machte an diesem Sonntag eine vorgezogene Prüfung für ausländische Literatur. Ich saß im Flur, als jemand mir mitteilte: Es ist ein Gestellungsbefehl für meinen Mischa angekommen. In der Prüfung konnte ich kein Wort sagen… Er war schon Doktorand, man kannte ihn. Ich erzählte, was los ist. „Gut, gehen Sie zu ihm!“
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Das war wohl meine einzige Note, die ich einfach so bekommen habe. Er kam am späten Abend, wir gingen zum Kriegskommissariat. Er bekam eine Uniform und musste einen Kragen einnähen, da die Uniform noch nicht fertig war. Sie bekamen keine (richtigen) Gewehre, sondern Kleinkalibergewehre vom Schießstand. Es hieß: Das macht nichts, im Kampf (erobert ihr die Waffe). Er konnte fünf Sprachen, hätte wenigstens Militärdolmetscher sein können. Aber er kam zur Fronttruppe und fiel schon Anfang Juli bei Jelnja.