Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Als wir nach Moldawien versetzt wurden, war das vor der Operation Iasi–Chisinau. Unser Regiment war im Dorf Jegorowka stationiert. Und ich hatte die Möglichkeit, einen Brief zu schreiben. Meine Eltern und vor allem meine Mutter hatten ein gutes Verhältnis zu einer Nachbarin. Die Familie war weißrussisch und hieß Schiromet, der Mann arbeitete in der Kreisverwaltung. Ich kannte die Adresse und schrieb einen Brief. Ich wusste nichts von der Familie in der ganzen Kriegszeit. Sie antworteten dann auf meinen Brief und schrieben: Meine Mutter, zwei kleine Schwestern und das Brüderchen wurden wie alle Juden von Smolewitschi…
  2. Der Ort wurde am vierten Kriegstag von Fallschirmjägern besetzt. Alle wurden im Ghetto zusammengetrieben, im September abtransportiert und am Rand von Smolewitschi erschossen. Alle, auch die Mutter und Schwester von ihr (meiner Frau). Ich erhielt diese traurige Nachricht und konnte keinen Gedanken mehr fassen. Ich wusste schon, dass so etwas geschehen war. Ich dachte aber: „Vielleicht…“ Die Einrichtung des Hauses war natürlich weg. Ich kam später dorthin und verkaufte das Haus. Auf diese Weise erfuhr ich vom Schicksal meiner Mutter und auch ihrer Mutter.
  3. Außerdem wurde meine Großmutter erschossen… Wenn ich alle nennen will, dann wohnten auch zwei (Onkel) in Smolewitschi und einer in Minsk. Alle Onkel und die Tante in Borissow wurden erschossen. So wurde die ganze Familie Fraykin ermordet, abgesehen von mir. Mir als einzigem war es wohl bestimmt, am Leben zu bleiben. Obwohl ich auch einen solchen Krieg erlebt – und überlebt habe, Gott sei Dank.
  4. Es gibt Nachkommen: mein Sohn Fraykin und sein Sohn, auch Fraykin. Seine Tochter hat geheiratet, aber den Namen Fraykin behalten.