Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich beendete das vierte Semester, da brach der Krieg aus. Wir Studenten kamen zunächst zur Arbeitsfront und legten Böschungen und Panzergräben bei Moskau an.
  2. Wir hatten keine Waffen, gar nichts. Ich weiß noch, wie ich versuchte, meinen Spaten auf Flugzeuge zu werfen, die uns beschossen. Sie waren frech, flogen tief über der Erde und schossen oder jagten uns einfach einen Schrecken ein. Ich versuchte, meinen Spaten weit genug zu werfen, das gelang mir aber nie.
  3. Die Zeit verging, und unser Institut… Unser Institut für Hydrologie wurde nun eine Militärhochschule. Es wurde beschlossen, uns zu evakuieren.
  4. Wir wurden… Ich erlebte noch die Panik in Moskau, als Lebensmittel in den Geschäften an die Bevölkerung verteilt wurden. Die Leute schleppten Würste weg usw. Die Panik war allerdings groß.
  5. Wir fuhren dann ab, waren sehr lange unterwegs und kamen nach Leninabad. Unser Institut war nun dort untergebracht. Wir wurden beschäftigt mit militärischem Drill, also mit überflüssigen Sachen.
  6. Der Krieg war im Gange und wir machten nichts Ernsthaftes. Jeder von uns meldete sich freiwillig an die Front.
  7. Das wurde ignoriert, eine Gruppe wurde aber an die Fliegerschule geschickt, um dann an der Front zu kämpfen.
  8. Ich fuhr mit, die Schule war wohl in Tambow, ich weiß es nicht mehr genau. Ich wurde da gleich ausgemustert: Ich bin kurzsichtig und für die Luftstreitkräfte ungeeignet.