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Ich schob da einige Wochen Wache. Eines Tages musste ich nicht mehr dahin, ich wurde irgendwie ersetzt. Ich saß nun als Telefonist im Stab unserer Division.
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Dabei bekam ich alle Gespräche über ein Gefecht mit. Ich konnte verstehen, worum es ging. Es ging um ein großes U-förmiges Haus, es lag in der Nähe der „Barrikaden“-Fabrik in Stalingrad.
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Dieses Haus war ein sehr wichtiger Beobachtungsposten, für die Deutschen und für uns. Daher wurde es die ganze Zeit umkämpft. Ich hörte also, dass ein Angriff auf dieses Haus vorbereitet wurde, um die Deutschen zu vertreiben.
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Es sprach der Divisionskommandeur… Nein, einen Augenblick. Vielleicht doch der Divisionskommandeur. Jedenfalls sprach der Regimentskommandeur, der dieses Haus angreifen ließ.
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Er sprach wohl mit dem Divisionskommandeur. Der Befehl war so: Ein Fass mit Sprengstoff zum Haus zu rollen und zu sprengen, um eine Bresche in die Mauer zu schlagen.
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So konnte man in das Haus stürmen. Es war sehr schwer, das Fass zu rollen und dabei zu überleben. Trotzdem ist es gelungen, aber die Sprengung war auch nicht einfach.
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Schließlich wurde das Fass gesprengt, und eine Kampfgruppe stürmte in das Haus. Es begann ein Kampf, der für uns mit einer Niederlage endete.
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Ich erfuhr am Telefon, dass alle fielen. Dann kam ein Anruf bei uns an, ich begriff, dass wir jetzt dahin beordert werden. Der Kommandeur unserer Sturmgruppe wurde ans Telefon verlangt.
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Ich weckte ihn und sagte, er werde gerufen. Er telefonierte und befahl dann, eine Kiste mit Handgranaten zu holen. Unsere Sturmgruppe erhielt Handgranaten, so viele wir im Mantel und in den Taschen mitnehmen konnten.
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Und „Hineinstürmen!“, die Bresche war ja schon da. Ich wusste, ich muss auf alles gefasst sein. Wir gingen dann los, wir waren sechs oder sieben.
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Ich lief als zweiter. Als wir zur Bresche kamen, lief der erste hinein und fiel sofort tot um. Ich warf zwei Handgranaten und sprang hinein.
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Keiner schoss mehr auf mich, die Handgranaten zeigten sozusagen ihre Wirkung. Kurz gesagt, ich kam in einen Flur und musste die Deutschen aus dem Zimmer vertreiben.
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Mein Glück war es, dass ich Linkshänder bin. Ich konnte die Granaten hinter der Mauer ruhig werfen, trotz des MP-Feuers usw. Ich vertrieb die sich wehrenden Deutschen aus dem Zimmer und drang da ein.
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Zusammen mit mir waren zwei Kerle… Sie reichten mir die bereits entsicherten Handgranaten, zogen den Stift heraus, damit die Granate explodiert.
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Sie reichten mir die entsicherten Granaten, es war in der Nacht, dunkel. Ich, ein Linkshänder, warf die Granaten, man konnte mich nicht treffen, denn nur mein Arm war kurz zu sehen.
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Also, ich drang in das Haus ein. Aber die zwei Kerle, die zusammen mit mir waren… Ich konnte nicht verstehen, was los ist.
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Wir wurden natürlich beschossen, und ich sah dann, dass sie irgendwie zu einem Fenster kamen und plötzlich zur deutschen Seite hinausflogen.
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Ich begriff, sie hatten die Orientierung verloren und wurden verletzt. Ich war nun alleine und musste etwas unternehmen. Ich wusste, dass ich hier alleine nichts zu suchen habe.
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Zudem hörte ich das Kommando eines deutschen Offiziers, Handgranaten auf mich zu werfen. Es regnete Handgranaten, ich lief sofort weg zum Flur, durch den wir gekommen waren.
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Ich lief zum Kommandeur, er war Student des Bauman-Instituts, im dritten Semester. Er war Sergeant und sagte: „Wir halten hier die Stellung.“
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Etwas später kam eine große deutsche Gruppe, sie warfen Handgranaten. Wir wussten nicht, wohin wir unsere Handgranaten werfen sollen. Die Deutschen waren im Vorteil und warfen sie einfach in unsere Richtung.
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Schließlich landete eine Handgranate neben mir. Der Zünder brannte noch, ich wandte mich ab. Sie explodierte und ich spürte, dass ich verwundet bin. Vor allem spürte ich den Daumen, Blut strömte nur so heraus.
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Ich ließ die MP nicht fallen. Ich hielt sie fest trotz der Explosion, denn ich durfte nicht ohne Waffe von der Kampflinie zurückkehren. Ich war alleine, die Lage war klar, ich musste mich zurückziehen. Durch die Bresche, die wir eingenommen hatten, kehrte ich zurück.
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Ich erzähle nicht, was danach passierte, weil etwas anderes wichtig ist: Ich verlor die Orientierung, weil überall geschossen wurde usw. Ich kam in die deutschen Schützengräben, da lagen die Toten. Danach kam ich zu einer von unseren Nachbartruppen. Ich wurde dort verbunden, ich war an beiden Beinen und an einer Hand verwundet.
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Ich machte mir Sorgen besonders wegen des Daumens, das Blut spritzte heraus. Die Wunden an der Wade und hier waren nicht so… Allerdings hatte ich hier einen Wundbrand, als ich ins Hospital kam. Wichtig ist aber, dass das ziemlich glimpflich ausging.
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Ich kam zur Nachbartruppe und wurde verbunden. Man zog mir einen großen Splitter heraus. Ich hatte noch eine Streifwunde, nur eine Narbe blieb da zurück. So war ich nun ein Verwundeter in Stalingrad. Man muss sagen, Simonow hat es beschrieben, und vor kurzem gab es auch einen Bericht. Die Kämpfe um Stalingrad waren sehr hart.