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Neulich überlegte ich mir, wie viel den armen Studenten eingetrichtert wurde: „Beschluss über die Zeitschriften ‚Zwezda‘ und ‚Leningrad‘“, „Beschluss über Theater und Film“. Wir galten ja als „ideologische Fakultät“, wir studierten das alles. Wir mussten uns das alles aneignen: Biologie, Genetik und „Kampf gegen Kosmopolitismus“, „Kampf gegen Selbsterniedrigung“, die „Ehrengerichte“ und die „Enthüllung der Pseudonyme“… Hinter jeder Maßnahme verbarg sich ein konkretes (politisches) Ziel.
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Unter den vielen Studienfächern gab es bei uns im Institut auch Kunstgeschichte. Die Geschichte der Westkunst las Professor Fabrikant. Er hatte so einen unvorteilhaften Vornamen wie Michail Issakijewitsch. Ein relativ bekannter Professor, zu Lebzeiten nicht hoch genug geschätzt. Das hatte mit Antisemitismus eher nichts zu tun, das kommt halt vor, er war ein stiller Mensch. Neulich habe ich einen Artikel über ihn gelesen, also will ich über ihn erzählen.
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Er war viel bedeutender als er uns (damals) erschien. Er hatte eine interessante Vorlesungsreihe und eine eigene Erzählmethode. Als der „Kampf gegen Selbsterniedrigung“ begann – er unterrichtete ja Kunst im Ausland – wurde auch er angegriffen. Es fand eine Sitzung des Lehrstuhls für Marxismus-Leninismus und des Partei- und Komsomolbüros statt. Die Aktivisten waren auch eingeladen. Ich bin unter die Aktivisten geraten und wurde dann auch eingeladen.
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Eine Lehrkraft für Diamat, die keine seiner Vorlesungen besucht hatte, erklärte, warum alles bei ihm falsch und warum das „Selbsterniedrigung“ sei. Ich stand auf und nahm ihn ein wenig in Schutz… – vor mir saßen die Studenten, Professoren und Lehrkräfte. Ich sagte einfach, dass seine Methode… Ihm wurden wegen seiner Methode Vorwürfe gemacht, er schreite vom Einzelnen zum Allgemeinen. Er zeigte uns Dias… Wir waren ja ungebildet, von der Weltkunst sozusagen abgeschnitten. So zeigte er uns Dias von den größten Meisterwerken der Weltkunst und schritt vom Einzelnen zu den Grundsätzen.
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Gerade das wurde ihm vorgeworfen: Er lehre keine Grundsätze, lasse die marxistisch-leninistische Bewertung der Kunst aus und zeige uns stattdessen Bildchen. Und ich stand auf und sagte: „Er lehrt es doch!“, das war mein ganzer Verdienst. Ich maß dem nicht viel Bedeutung bei. Dann gab es eine Raucherpause. Ich weiß noch, es war an einem Abend, in dem dunklen Flur – unser Gebäude war wenig gemütlich. Ich rauchte allein, und dieser Professor kam überraschend auf mich zu. Er war viel älter als ich, kleinwüchsig. Um mir nicht zu schaden, schaute er sich um, dann sagte er: „Ich danke Ihnen vielmals“ und drückte meine Hand. Diese Erinnerung macht mich nicht stolz, sondern ich schäme mich, dass ich das erleben musste.
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In meinem Studium am Institut war die Literatur Schwerpunkt. Und natürlich wurde Mandelstam da nicht erwähnt. Über Zwetajewa wusste niemand etwas. Gegen Achmatowa wurde in dieser Zeit nur gehetzt. Keine Zeile von Pasternak, und nicht einmal sein Name kam in den Vorlesungen vor. Gegen Platonow wurde auch gehetzt. Ich weiß noch: Ein Student, ehemaliger Parteioffizier, schrieb einen Artikel über Platonow für die Wandzeitung. Der Titel war kaum zu verstehen: „Im Schutz der Pastete“, ein absoluter Quatsch.
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Und so war auch der Artikelinhalt: Alles, was Platonow schreibt, sei absoluter Quatsch; lasst uns ihn nicht lesen und ihn vergessen. Das kam auf Befehl. Während des Krieges durften Platonows Werke zum Teil erscheinen – auf Stalins Anordnung. Danach wurde er wieder nicht gedruckt. Er schrieb die geniale Erzählung „Die Heimkehr. Die Familie Iwanow.“, und dann kam der Befehl, dicht zu machen. So wurde es dann auch getan, sogar in den Wandzeitungen. Und was wussten wir von Bulgakow? Wir wussten: Er ist in seinem Wesen konterrevolutionär.
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Wir kannten nur (seinen) Namen und die Buchtitel. Keiner las damals „Hundeherz“ und „Die verhängnisvollen Eier“, diese Titel wurden uns als etwas Parodistisches und Sinnloses dargestellt.