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Wissen Sie viel über das Begräbnis von Stalin? Ich erzähle, wie ich dahin ging. Morgens wurde sein Tod bekanntgegeben. In meinem Haus gab es keine Trauer, ich sage es ehrlich. Dann wurde über den Weg berichtet: vom Pokrowskij-Boulevard zum Trubnaja-Platz. Da gab es eine steile Stelle, wo Tausende Menschen umkamen. Ich wusste das natürlich noch nicht und machte mich auf den Weg.
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Die Strecke war zuerst frei, dann wurde es immer enger. Dann kam ich in die Sretinka-Straße, wo der Abstieg beginnt. Die Gegend da ist trichterförmig. Ich merkte, dass ich gefangen bin, die Menge schleppte mich mit, mal ans Gitter, mal an die Häuser. Sich loszureißen war schlicht unmöglich. Allerdings dachte ich nicht daran, dass man beim Heruntergehen umkommen könnte. Ich wollte immer noch hin; eigentlich aus unerklärlichen Gründen.
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Wollte ich den Leichnam sehen? Das weiß ich nicht. Es war wohl so ein allgemeines Massengefühl. Plötzlich merkte ich, dass meine Füße in irgendeinem Sumpf steckten. Jetzt nenne ich eine Sache, die keiner mehr kennt. Bei einem Ruck bildete sich eine kleine Öffnung, und ich sah, dass der ganze Asphalt von Galoschen bedeckt war. Sie waren den Menschen von den Füßen gefallen. Alle trugen noch Galoschen, es war ja März.
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In dem Moment spürte ich, dass ich unbedingt weg muss. Aber wie? Da erschien zehn Meter weiter ein „Pobeda“-Lkw – damals noch eine Seltenheit – und wollte quer durch die Menge. Damit war natürlich ein Bonze unterwegs, denn sonst war die Stadt abgeriegelt. In der Nähe sind ja Sretenka und Lubjanka. Also, es war ein Chef, der fahren durfte. Er hupte und versuchte quer durch die Menge zu fahren. Die Menge ließ ihn aber nicht durch und er fuhr einfach in die Menge hinein.
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Ich sah dann, dass das Auto hochsteigt, es wurde hochgehoben und in der Luft umgekippt. Der Fahrer fiel heraus. Er wurde wohl nicht zu Tode getrampelt, nur das Auto wurde umgeworfen. Er durfte nicht durch: „Was? Wir gehen hier und dann so etwas…“ In diesem Moment geriet die ganze Menge in Bewegung. Und ich sprang hinaus, die Knöpfe prüfend und die wunden Stellen reibend. Ich gab den Traum auf, Abschied von meinem Führer zu nehmen.