Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Selbstverständlich war ich mit dem Problem konfrontiert, mich besser in der Soziologie auskennen zu müssen. Da kam noch „ein guter Mensch von Sezuan.“ Als ich an der Uni studierte, gab es in dem Studienjahr nach mir einen gewissen Walentin Podmarkow. Ehre seinem Andenken, er starb mit 50.
  2. Als ich im Labor arbeitete und im Werk forschte, fuhr ich oft nach Moskau. Wir trafen uns mal in seiner Wohnung in Moskau und führten ein interessantes aufregendes Gespräch. Er sagte mir: „Es gibt keine Wahl. Als Historiker in der Ukraine wirst du kaum arbeiten können. Du siehst ja, ich bin Historiker und Philosoph und beschäftige mich jetzt mit Soziologie.
  3. Was kann ich dir empfehlen? Nimm ein zweites Studium auf und studiere Soziologie. Was ich kann – Beratung, Fachliteratur – das mache ich.“ So begann eigentlich alles. 1970 arbeitete er bereits am Institut und rief mich mal an: „Im Philosophischen Institut wurde eine Soziologie-Abteilung eingerichtet.
  4. In Zukunft wird sie in ein Institut für Soziologie umgewandelt werden, gleichrangig mit anderen Instituten bei der Akademie. Da gibt es offene Doktorandenstellen. Du arbeitest ja in deinem Institut noch nicht so lange, aber vielleicht bekommst du eine Empfehlung, Doktorand zu werden. Bereite dich vor.“ Ich bekam die Empfehlung und bestand die Prüfungen.
  5. Ich war sehr verunsichert, als ich die Zusammensetzug der Prüfungskommission für Geschichte und Philosophie sah. Und auch für Soziologie, da wurde mir auf einmal schlecht. Da saßen solche Koryphäen. Vielleicht kennen Sie Galina Andrejewa, damals Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie an der Moskauer Uni.
  6. Da war Wladimir Jadow, dein Landsmann, parteilich und wissenschaftlich gesehen. Du lächelst. Da war Nikolaj Lapin, der in den deutschen Archiven gearbeitet und eine Biografie über den jungen Marx geschrieben hatte. Ich sah die Namen und wollte einfach gehen. Wo ich noch einige Probleme hatte…
  7. Prüfung für Geschichte der Philosophie… Oder war es Soziologie? Da musste ich die „sechsgliedrige Formel“ von Plechanow charakterisieren.
  8. Ich wurde aufgenommen als Doktorand im Fernstudium am Institut für Sozialforschung bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Ich machte den Abschluss, schaffte aber nicht, rechtzeitig promoviert zu werden. Das war ja ein Fernstudium, ich hatte noch meine Arbeit und die Familie.
  9. So oder so verteidigte ich aber meine Doktorarbeit. Wie Sie wissen, die Oberste Attestierungskommission modifizierte und veränderte alles später – dann gab es den Doktor der Politikwissenschaften usw. Als ich mein Diplom erhielt, stand da „Doktor der philosophischen Wissenschaften“ mit dem Untertitel „im Fach der angewandten Soziologie“.