Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Ich erzähle noch von einer Sache. Auf der Arbeit hatte ich wissenschaftliche Kontakte vor allem zu meinen Kollegen in Leningrad. Ich stand besonders der Professorin Ljublinskaja und Professor Wiktor Rutenburg nahe. Sie waren meine engsten Freunde da. Ich hatte auch andere Freunde, aber das ist eine andere Sache.
  2. Also, wir waren eng verbunden, ich fuhr öfters dahin, auch nach Moskau. In Moskau, Leningrad und allgemein in der Sowjetunion gab es eine Gruppe von Historikern, die sich mit Italien beschäftigten. Das waren sogenannte „Italienisten“. Sie trafen sich alle zwei Jahre mit den italienischen Historikern, einmal in der Sowjetunion, dann in Italien.
  3. In der Sowjetunion war ich immer Teilnehmerin, selbstverständlich. In Italien war ich nur einmal. Wie ich heute vermute, mit Hilfe des Professors Rutenburg. Er war korrespondierendes Akademiemitglied, hatte Beziehungen und konnte das arrangieren. 1969 wurde ich in die Gruppe aufgenommen, die nach Italien fuhr.
  4. So war ich 1969 in Italien. Das war eine unvergessliche Reise in vielerlei Beziehung. Ich rede nicht über die wissenschaftliche Bedeutung. Ich lernte viele italienische Wissenschaftler kennen und besuchte sie zu Hause. Ich zeige später das Buch, das ich geschenkt bekam.
  5. Aber ich muss auch etwas anderes erzählen: Auf mich wurde ein Mann angesetzt, der mich ständig beschattete. Und er provozierte mich im wahrsten Sinne des Wortes. Einzelheiten lasse ich aus, aber ich könnte Beispiele nennen, wie er mich provozierte, unglaublich. Aber das Ende war gut, Gott sei Dank passierte nichts. Und was natürlich wunderbar war: Es kam nur ein einziges Mal vor.
  6. Später ab 1970 fuhr ich (öfter) ins Ausland. Vorher war ich als Touristin in Polen und der Tschechoslowakei gewesen, aber das zähle ich nicht dazu. Später fuhren wir in die DDR. Unsere Fakultät unterschrieb einen Vertrag mit der Historischen Fakultät der Uni in Rostock. Jeden Sommer kam eine Gruppe zu uns und eine von uns fuhr dahin. Ich leitete so eine Gruppe 1970 und 1976. Die Reise in die DDR war auch keine Kleinigkeit, das war großartig und sehr interessant. Später hielt ich da auch Vorlesungen und nahm an Konferenzen teil. So war ich oft in der DDR.