Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Was war bedeutsam in meinem Leben seit dieser Zeit? Erstens die Sache, dass ich zu reisen begann. Ich reiste sehr viel. Ich hatte einen guten Bekannten in Karlsruhe, da war ein sehr gutes Reisebüro. So reiste ich vor allem nach Italien und Frankreich und natürlich in Deutschland und Österreich. Außerdem war ich mit der Gemeinde verbunden.
  2. Ich begann da zu helfen. Meine Hilfe bestand zunächst darin, dass ich unseren Zuwanderern half, Deutsch zu erlernen. Ich sprach mit den Gruppen, ich unterrichtete nicht Grammatik, sondern machte Konversation, damit sie sich an die Sprache gewöhnten. Später erfuhr ich ganz zufällig von einem Vortrag – das Thema weiß ich nicht mehr -, der im Rahmen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit stattfand.
  3. Ich ging dahin, der Vortrag war interessant, und ich trat dieser Gesellschaft bei. Danach machte mich der Gemeindevorsitzende Dr. Schlachet mit dem Vorsitzenden dieser Gesellschaft bekannt. Und der wollte unbedingt, dass ich im Beirat bin.
  4. Der Rat beim Vorstand. Ich kam dahin und hatte keine Ahnung, ich fühlte mich wie ins (kalte) Wasser geworfen. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran. Ein Jahr verging, dann fand die Versammlung statt, bei der der neue Vorstand gewählt wurde. Der Rabbiner unserer Gemeinde war (Abraham) Hochwald, vorher Rabbiner von Nordrhein-Westfalen. Da er schon alt war und seine Frau und die Wohnung in Antwerpen waren, wurde er Rabbiner in Aachen. Ein hochgebildeter und hochinteressanter Mensch, keine Frage.
  5. Er kam zu mir und drang auf mich ein, ich sollte Vorstandsmitglied werden. Ich sagte: „Aber ich habe doch keine Ahnung, ich weiß nicht, was diese Gesellschaft macht!“ – „Sie werden alles erfahren, keine Angst.“ Also, er „zwang“ mich dazu. Der Vorstand besteht aus drei Personen: ein jüdischer, katholischer und evangelischer Vorsitzender. Er war der jüdische Vorsitzende, ich seine Stellvertreterin, obwohl ich mich noch nicht auskannte. Aber nach und nach machte ich diese Arbeit aktiv mit und das waren meine ersten Schritte im neuen Leben.
  6. Diese Arbeit faszinierte mich, es wurden interessante Vorträge gehalten. Ich ging hin, lernte interessante Menschen kennen. Denn die Mitglieder der Gesellschaft waren hoch gebildete und intelligente Menschen, wir fanden eine gemeinsame Sprache. Und die Stadtführungen: Der Reiseleiter erklärte immer alles auf Deutsch, und ich dolmetschte gleich. D.h., ich wurde beinahe professionelle Dolmetscherin. So fügte ich mich in diese Arbeit ein: Reisen und Arbeit in der Gesellschaft.