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Unser Leben im Dorf war natürlich etwas besser als im ersten Jahr. Denn wir konnten schon etwas anpflanzen und hatten einige Ziegen auf unserem Hof. Der Vater begann in diesem Dorf im Hospital zu arbeiten.
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Er war für die Lebensmittelversorgung verantwortlich und somit der stellvertretende Hospitalleiter. Meine Mutter arbeitete nicht. Die Lage war aber so, dass sie sehr oft zu Arbeiten herangezogen wurde. Wenn es viel Arbeit im Dorf gab, gingen sozusagen Alt und Jung arbeiten.
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Insgesamt ging es uns besser, weil wir einen Nutzgarten hatten. Im Winter lebten wir meistens von Kartoffeln. An was ich mich noch erinnern kann: Etwas Süßes oder nein, etwas Leckeres für uns war der Futterkuchen.
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Das waren gepresste Schalen von Sonnenblumenkernen. Sie wurden an das Vieh verfüttert. Aber wenn wir Kinder die Pferdekarren mit dem Futterkuchen sahen, baten wir den Fuhrmann um einen runden Futterkuchen. Er warf uns einen herunter, wir zerhackten ihn in Stücke, und das war sozusagen eine Leckerei für uns.
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Ich kann mich an noch etwas erinnern, das mit dem Krieg zusammen hing. Wenn die Benachrichtigung über einen gefallenen Angestellten eintraf oder jemand im Dorf starb, machte die Familie eine Trauerfeier wie in Russland üblich. Wenn das im Sommer war, machte man das in der Regel im Freien, es wurden Tische aufgestellt und gedeckt. Die Dorfleute kamen hin, um des Gefallenen oder Verstorbenen zu gedenken.
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Für uns Kinder war das so was wie ein Fest, wir konnten am Tisch etwas ergattern: eine Kartoffel, einige Blinis usw. Bei mir war ständig das kleine Brüderchen, für ihn reichte es nicht immer. Wenn er sich bis zum Tisch durchgerungen hatte, war das (Leckere) schon weg. Dieser Umstand, dass die Kinder bei so einem Anlass ein Fest haben… Wir aßen Nachtschattenbeeren, sie sind schwarz und wachsen wild an den Sträuchern. Das war auch eine Leckerei.