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Wir glaubten lange, er hätte sich in einer schweren Lage das Leben genommen. In der Sowjetunion war das verpönt, galt als Feigheit… Deswegen interessierte sich keiner für seine Unterlagen, Tagebücher, die ich aufbewahrte. Erst als es sozusagen leichter wurde, sich damit zu beschäftigen, versuchte ich herauszufinden, wo er ums Leben kam.
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Ich schrieb Briefe und erhielt folgende Antworten: Wenden Sie sich an die Orte, wo sich die Partisaneneinheit befand. Sie bewegte sich aber, sie war in mehreren Gebieten unterwegs. Ich schrieb Briefe in diese Gebiete und das Gebiet, wo er ums Leben kam. In den Antworten hieß es, dass er nicht auf der Liste der Gefallenen und Begrabenen stehe. Es gab n och die Kommission für ehemalige Partisanen bei dem Obersten Sowjet der Ukraine.
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Sie schickte mir einfach eine Bescheinigung: Er kam an so und so einem Tag um, in den Wäldern bei Schazk in Wolhynien. Wie und was, wo das Grab ist, da konnten sie keine Angaben machen. Ich schrieb die Partisanenkommandeure an, die er erwähnt: z.B. Saburow. Ich erhielt seine Moskauer Adresse, mein Brief kam aber zurück, als ob er da nicht mehr wohnen würde.
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Die Wendung kam, nachdem ich das Buch mit den Erinnerungen des Kommandeurs einer (Partisanen-)Einheit gelesen hatte. Er erwähnte ab und zu den Namen Brodskij. Das ist der Mädchenname meiner Mutter und der Name des Onkels. Ich kontaktierte diesen Kommandeur und besuchte ihn zu Hause.
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Er wohnte in Kotowo im Gebiet Stalingrad. Er und sein Mitautor, ein Journalist, empfingen mich gut und ich verbrachte einige Tage da. Er konnte nur Andeutungen machen, die Zeit war damals noch nicht soweit, um das alles zu erzählen. Er machte eine Andeutung, ich verstand sie aber damals nicht. Dass er sich nicht erschossen hat, das hat er gleich gesagt.