-
Die Menschen sind ja unterschiedlich. Es gab da einen sehr ärgerlichen Vorfall. Ich wurde daraufhin ein bisschen depressiv, konnte mir aber doch einreden: In Russland ist es ja dasselbe. Ich verkehrte im Haus des Oberintendanten des Theaters in Dortmund. Ich will davon erzählen, Sie wissen warum. Ich war mit seiner Frau befreundet. Alles war in Ordnung, bis er Rentner wurde. Sie half mir sehr viel, weil ich Fehler gemacht hatte in Versicherungssachen usf.
-
Sie tippte meine Schreiben, natürlich half ich ihr auch. Plötzlich war er zu Hause, weil er Rentner war. Und eines Tages fragte er mich: „Sind Sie eine jüdische Familie?“ Ich verheimlichte das nie, wenn ich offen gefragt wurde. Daraufhin wies man mich in dem Haus ab. Es gab einen weiteren Vorfall: Ich freundete mich mit einer Frau an, die mich anfangs sehr unterstützte. Mein Mann war im Krankenhaus.
-
Ich wollte eine Anzeige in der Zeitung „Rundschau“ drucken lassen, denn wir suchten damals eine Wohnung: „Ingenieursfamilie sucht Wohnung…“ Sie versprach uns zu helfen. Wir waren etwa zwei Jahre befreundet. Ich brachte ihr Borschtschkochen bei, sie fuhr uns mit dem Auto nach Holland. Eines Tages bemerkte ich nebenher: „Wir sind Juden. Shenja ist tatsächlich ein Holocaustüberlebender.“ Und diese Monika sagte: „Das glaube ich euch nicht.“ Man kann nicht behaupten, das sei Antisemitismus. Sie wollte aber nicht mehr unsere Freundin sein.
-
Sonst begegne ich im Ganzen guten Menschen. In diesem Sinne habe ich Glück, das ist wahr. Jetzt besuche ich die (Senioren-)Gruppe ZWAR, sehen Sie da ZWAR? Mit diesem Schild war ich im Park in Aktion. Es war an einem Seniorentag, unsere Organisation hatte da einen eigenen Stand.
-
Ich war bei der Feier „30 Jahre ZWAR“. Alles läuft freundlich und ausgezeichnet. Alle da wissen, wer ich bin. Aber natürlich gibt es unterschiedliche Menschen. Ich spürte es (Antisemitismus) hier nicht so und mein Mann auch nicht. Wir hatten Glück von Anfang an – auch in allen Ämtern.
-
Da war man sehr freundlich. Ich erlebte sogar noch eine Geschichte, ist aber nicht so wichtig. Jedenfalls behandelten mich alle sehr gut, ich bekam Unterstützung im Krankenhaus und überall. Ich spürte nichts. Man sagte allerdings immer wieder: „Schneidermann, das ist ein deutscher Name!“