Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Die Eltern meines Mannes waren von verschiedener Herkunft. Sein Vater war Proletarier, wie es damals hieß, und seine Mutter Tochter eines sehr reichen Pharmazeuten. Beide waren Juden und lernten sich an der Arbeiterfakultät kennen… Sie haben geheiratet und waren eine glückliche Familie. Sein (meines Mannes) Vater machte eine Karriere, er war vor dem Krieg leitender Ingenieur des „Kanaltrusts“ in Charkow.
  2. Er war stadtbekannt und nicht zu übersehen – zwei Meter groß. Sie hatten zwei Söhne. Mein Mann wurde 1930 geboren, sein Bruder Wladimir 1926. Die Familie war wohlbehütet. Vor dem Krieg lebten sie anders als wir. Sie hatten eine gute Dreizimmerwohnung. Sie hatten eine Kinderfrau und zwei Omas, alles war glücklich und gut. Seine Mutter konnte Deutsch und Französisch und war sehr gebildet, sie spielte Piano und war musikalisch.
  3. Nach Kriegbeginn musste sein Vater in Charkow bleiben, um die Wasser- und Abwasserleitungen zu sprengen, bevor die Deutschen einmarschierten. Und die Mutter – mein Mann erzählte, dass sie mit dem Zug hätten wegfahren können und sogar das Piano hätten mitnehmen können. Sie sagte aber: „Ich fahre ohne dich nicht fort.“ Sie glaubte, die Deutschen würden die Juden nicht vernichten. Es kam so, dass sie nicht mehr weg konnten.