Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Meine Eltern stammten aus sehr orthodoxen jüdischen Familien. Der Vater meines Vaters war Rabbi, und man erzählte, dass sein Vater auch Lehrer gewesen wäre. Meine Cousine erzählte, sein Grab sei irgendwo in Israel unter den Heiligen. Zunächst erzähle ich von der Familie meines Vaters. Sie gehörte sozusagen zur oberen Kaste und fand die Ehe meiner Eltern ungleich.
  2. Mein Vater hatte sogar einen Neffen, der älter war als er. Daher kenne ich viele Familienangehörige nicht. Kurz vor meiner Geburt starb die Mutter meines Vaters und ich wurde nach ihr genannt. Ihren genauen Namen weiß ich nicht. Mein Opa bat darum, nach Palästina gehen zu können, um seine letzten Jahre mit Beten zu verbringen.
  3. Er sei (deswegen) im Kreml gewesen, wie meine Cousine erzählt, die heute in Israel lebt. Das erste Mal wurde es ihm verweigert. Er fuhr noch mal dahin und bat um Erlaubnis, in Palästina sterben zu dürfen. Er bekam dann (die Erlaubnis) und 1935 oder 1936 ging er nach Palästina, wo er noch sehr lange lebte.
  4. Ich wusste aber nicht, dass ein Opa von mir noch lebt. Das wurde verheimlicht, denn Familienangehörige im Ausland galten in der Stalin-Zeit als großer Makel. Und überhaupt – als Mädchen hörte ich oft von meiner Mama Worte, die ich mir einprägte: „Halte den Mund“ und: „Schweig“. Denn es war in der schweren Stalin-Zeit.