Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия
  1. Schulkin, Haim. Geboren am 12.12.1928. Ich wuchs in einer jüdischen Kolonie auf. Da gab es ukrainische Dörfer und deutsche und jüdische Kolonien. Ich lebte in einer rein jüdischen Kolonie, da waren nur Juden. Unsere Familie bestand aus sechs Leuten: den Eltern, einer Schwester und uns drei Brüdern.
  2. Meine Mutter arbeitete wie alle im Kolchos. Mein Vater war Buchhalter, das war eine bessere Arbeit. Alle arbeiteten in der Landwirtschaft, auf ihrem eigenen Hof und im Kolchos. Wir hatten eine Kuh, Hühner, Gänse, Enten und Schafe. Davon lebten wir. Mein Vater verdiente als Buchhalter gut, meine Mutter bekam auch Lohn im Kolchos. Die Kolchosbauern erhielten nach der Ernte Weizen und so weiter. So war unser Leben damals. Es gab eine Dorfschule mit sieben Klassen, der Unterricht war auf Jiddisch. Es gab eine Synagoge und ein Badehaus.
  3. Das alles ließ Katharina die Große bauen, so war die Geschichte. Die Juden haben vorher keine Landwirtschaft betrieben. Sie lebten in Polen und durften kein Land besitzen. Sie ist dann russische Zarin geworden, wobei nur Peter und Katharina von allen Zaren den Beinamen Große erhielten. Sie sorgte für eine eiserne Ordnung im Land. Einmal sagte man zu ihr: „Die Krimtataren haben Charkow überfallen und es ausgeplündert.”
  4. Heute lebt eine Million Menschen dort, früher war es auch eine Großstadt. (Katharina) beschloss, das Krim-Khanat zu beseitigen, und eroberte die Krim. Heute gehört sie zur Ukraine. Große Teile von ihr lagen damals brach. Das Land war unbesiedelt, weil die Krimtataren es überfielen, Leute ausraubten und sie gefangen nahmen usw. Die Zarin lud ihre deutschen Landsleute aus Bayern dorthin ein. Es gab viele Juden, und sie wusste nicht, was sie mit ihnen machen soll. Sie entschied: „Gebt ihnen das Land, sie sollen da arbeiten.” In jeder jüdischen Kolonie lebten zwei deutsche Familien, um den Juden beizubringen, wie man richtig das Land bestellt.