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Wir bauten die Straße weiter, wurden aber um 20 Kilometer verlegt ins Dorf Ljubimowka. Da war kein Ghetto mehr, sondern ein regelrechtes KZ mit Wachtürmen und allem, was dazu gehört. Dort starben die Häftlinge, es gab kein Wasser. Statt Wasser nahmen wir Schnee in den Mund. Bevor wir morgens zur Arbeit gingen, bekamen wir etwas Schwarzes zu trinken und eine Scheibe Brot. Und dasselbe am Abend und tagsüber gab es nichts.
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Da waren so viele Leute eingepfercht, dass sie keinen Platz zum Liegen hatten. Sie saßen auf dem Betonboden, wie man ihn in Ställen hat. Jeder versuchte nach der Arbeit Stroh oder Maisstängel mitzubringen, um nicht auf dem Beton zu sitzen. Die hygienischen Verhältnisse waren ganz schlimm, viele wurden krank. Wir waren verlaust.
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Berührte jemand seinen Kopf, so fielen direkt fünf oder zehn Läuse herunter. Alle zählten die Tage… Eines Tages, das war im November oder Dezember 1941, ließ der Kommandant uns antreten. Wir bekamen mehr Brot und schwarze Flüssigkeit, das war Suppe oder so. Der Kommandant zeigte uns seine Karte für die deutsche Militärparade (Siegesfeier) in Moskau. Er sagte: „Daher müsst ihr noch besser arbeiten!”
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Ich erzähle noch über die Brutalität. Ich kannte persönlich einen Mann, ich habe Fotos von ihm. Der Kommandant bemerkte ihn während eines Appells, der Mann war ziemlich groß. „Du arbeitest in der Küche!” und er ging in die Küche. Er arbeitete vielleicht sechs Monate da.
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Eines Tages wurde das Brennholz nicht gebracht. Der Viehmist, der auch verbrannt wurde, war feucht, ständig regnete es oder schneite. Am Morgen war der Kaffee – oder war es Suppe – nicht fertig. Wir bekamen nur Brot und wurden zur Arbeit getrieben. Wir mussten Schnee wegräumen, nachts schneite es sehr.
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Die Lkws kamen nicht durch, auf beiden Straßenseiten lagen Schneeberge. Unsere Arbeitskolonne dehnte sich kilometerweit aus. Dann kamen wir zurück ins Lager, an einem Wachturm war ein Mann erhängt worden. Uns wurde gesagt, das ist Lasar Mejrowitsch, der in der Küche gearbeitet hat.