Ein Projekt der Synagogen-Gemeinde Köln und der Landesverbände
der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und Westfalen-Lippe
durchgeführt vom NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Lebensgeschichten jüdischer Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion
in Nordrhein-Westfalen

Истории жизни еврейских иммигрантов, приехавших из бывшего Советского Союза и поселившихся
в федеральной земле Северный Рейн-Вестфалия

Glossar

Agitprop

Zusammensetzung aus „Agitation“ und „Propaganda“; in der Sowjetunion seit Lenin feststehender Begriff für Einrichtungen und Aktivitäten zur propagandistischen Vermittlung kommunistischer Ideologie und Politik

Alija, pl. Alijot

(hebr., „Aufstieg“), Immigration von Juden nach Palästina bzw. Israel

ALShIR

(russ. Abk.), „Arbeitslager für Ehefrauen von Vaterlandsverrätern“ in Akmolinsk

Ansiedlungsrayon

Gebiet im Westen des Russischen Kaiserreiches, auf das zwischen Ende des 18. und Anfang des 20. Jahrhunderts das Wohn- und Arbeitsrecht der großen Mehrheit der jüdischen Bevölkerung im europäischen Teil des Russischen Reiches beschränkt war. Das Gebiet war zuvor zu großen Teilen Bestandteil Polen-Litauens gewesen und mit den Teilungen Polens Ende des 18. Jahrhunderts unter russische Herrschaft gelangt.

Arbeitsarmee

(russ. Trudowaja armija bzw. Trudarmija), militärähnliche Einheiten zur Repression und Organisierung von Zwangsarbeit, während des Zweiten Weltkrieges vor allem im „Hinterland“ eingesetzt; einberufen wurden v.a. Russlanddeutsche und Angehörige anderer Minderheiten; auch verwendet als allgemeine Bezeichnung für die gesamte während des Krieges an die „Arbeitsfront“ mobilisierte Bevölkerung

Aschkenasim (pl.)

(hebr.), Bezeichnung für mittel- und osteuropäische Juden

Bestarbeiter/-in

Arbeitskraft, die für besondere, herausragende Leistungen im Zuge der Planwirtschaft ausgezeichnet wird

Birobidschan

siehe Jüdisches Autonomes Gebiet

Bolschewik/-i

Angehörige/-r der von Lenin geführten revolutionär orientierten Mehrheitsfraktion der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, nach der Russischen Revolution Bezeichnung für Angehörige/-n der Kommunistischen Partei

Brigade

Gruppe von Arbeitskräften einer Produktionseinheit im Rahmen der Planwirtschaft

Britschka

 

Chanukka

(hebr., „Einweihung“), mehrtägiges Lichterfest im Winter zur Erinnerung an den Sieg der Juden gegen die Syrer unter Judas Makkabäus und die Wiedereinweihung des verwüsteten Tempels in Jerusalem 164. v. Chr.

Chassid, pl. Chassidim

(hebr., „der Fromme“), Angehöriger des Chassidismus, einer im 18. Jahrhundert in Osteuropa entstandenen Bewegung des Judentums mit stark mystischer Orientierung

Cheder, pl. Chadarim

(hebr., „Zimmer“), traditionelle religiöse Schule für jüdische Jungen vom 3.–13./14. Lebensjahr; bis zur Schoa (bzw. in Russland bis zur Revolution 1917) v.a. in Osteuropa verbreitet

Claims Conference

Kurzform für Conference on Jewish Material Claims Against Germany, Zusammenschluss jüdischer Organisationen, der nach dem Zweiten Weltkrieg Entschädigungsansprüche für jüdische Opfer des Nationalsozialismus vertrat und die Verteilung von Mitteln an Überlebende der Schoa übernahm

Diamat

Kurzform für Dialektischer Materialismus, philosophische Weltanschauung, die in der Sowjetunion als Grundlage des Marxismus-Leninismus galt

Diaspora

(griech., „Zerstreuung“), bezeichnet die Minderheitenposition einer religiösen oder sozialen Gruppe außerhalb ihrer „traditionellen“ Siedlungsgebiete, im engeren Sinne die Lebenssituation von Juden außerhalb Palästinas bzw. Israels

Donbas

(russ. Kurzform für Donneckij bassejn), Donez-Becken, wichtiges Kohle- und Industriegebiet im Osten der Ukraine

Feldscher

unterste Stufe des Militärarztes, für medizinische Grundversorgung zuständig; im zivilen Bereich auch Bezeichnung für medizinische Hilfskraft

Ferdinand

Bezeichnung für einen schweren Jagdpanzer der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, entstanden nach Entwürfen von Ferdinand Porsche

Filtration/Filtrierung

Inhaftierung und sicherheitspolizeiliche Überprüfung von repatriierten sowjetischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch sowjetische Sicherheitskräfte, hatte für viele Betroffene die Verurteilung wegen „Feindbegünstigung“ u.ä. sowie die Einweisung in Arbeitslager zur Folge

Flak

Flugabwehrkanone

GAS/GAZ

(russ. Abk. für Gorkowskij Awtomobilnyj Sawod), Gorkier Automobilwerk, 1932 im Zuge des ersten Fünfjahresplans gegründet

Gestapo

Geheime Staatspolizei

Giprokoks

Staatliches Institut für die Entwicklung von Unternehmen der carbochemischen Industrie

Giprostal

Staatliches Institut für die Entwicklung von Unternehmen der metallgewinnenden und -verarbeitenden Industrie

Glasnost

(russ., „Offenheit, Informationsfreiheit“), von/unter Michael Gorbatschow propagierte Öffnung des sowjetischen Systems, verbunden mit einer Stärkung von Redefreiheit, Selbstkritik und öffentlicher Auseinandersetzung über gesellschaftliche Missstände

Gosplan

(russ. Kurzform für Gossudarstwennyi Komitet po Planirowaniju), Staatskomitee für Planung, 1921 gegründete, bis zum Zerfall der Sowjetunion verantwortliche Einrichtung für die Wirtschaftsplanung und Erstellung der Fünfjahrespläne der UdSSR

Gospolitisdat

Staatlicher sowjetischer Verlag für politische Literatur

GPU/OGPU

(russ. Abk. für [Objedinjonnoje] Gossudarstwennoje Polititscheskoje Uprawlenije), (Vereinigte) Staatliche Politische Verwaltung, 1922–1934 politische Geheimpolizei der Sowjetunion, Nachfolger der Tscheka, ging 1934 im NKWD auf

GUGB

(russ. Abk. für Glawnoe Uprawlenije Gossudarstwennoi Besopasnosti), 1934 gebildete Hauptverwaltung für Staatssicherheit innerhalb des NKWD, ab 1941 ausgegliedert und als NKGB (russ. Narodnij Komissariat Gossudarstwennoi Besopasnosti, Volkskommissariat für Staatssicherheit) verselbständigt, 1946 aufgegangen im MGB (Ministerium für Staatssicherheit)

Gulag/GULag

(russ. Abk. für Glawnoje uprawlenije isprawitelno-trudowych lagerej i kolonij), Staatliche Verwaltung der Lager, 1930 als Abteilung des NKWD gegründete Hauptverwaltung des sowjetischen Lagersystems, Anfang der 1960er-Jahre aufgelöst; meint auch den gesamten zwischen den 1920er- und 1950er-Jahren betriebenen, aus Lagern, Strafkolonien, Gefängnissen, Anstalten und Verbannungsorten bestehenden Repressionsapparat der Sowjetunion

Haggada

(hebr., „Erzählung“), Handlungsanweisung für den Sederabend zu Beginn des Pessachfestes in Form eines Buches, aus dem beim Festmahl gemeinsam gelesen und gesungen wird

Halacha

(hebr., „Gehen“), bezeichnet das jüdisches Religionsgesetz bzw. die als verbindlich betrachtete religionsgesetzliche Überlieferung

Hitler-Stalin-Pakt

Nichtangriffspakt zwischen NS-Deutschland und der Sowjetunion vom 23.8.1939, mit einem geheimen Zusatzprotokoll, das die Aufteilung der Interessenssphären zwischen den beiden Mächten in Ostmitteleuropa regelte und die deutschen und sowjetischen Annexionen der Jahre 1939/40 vorbereitete, ausgehandelt von den Außenministern Ribbentrop und Molotow

Holocaust

(griech., „Brandopfer, Ganzopfer“), gebräuchlicher, vor allem im angloamerikanischen Sprachraum üblicher Begriff für die Vernichtung der europäischen Juden während der nationalsozialistischen Herrschaft; wegen seiner religiösen Bezüge mitunter kritisiert

Inform

 

Intelligenzija

seit dem 19. Jahrhundert in Russland sowie in der UdSSR verbreitete Bezeichnung für gebildete Bevölkerungs- und Berufsgruppen mit Fachschul- oder Hochschulabschluss

Jahrzeit

jährlicher Gedenktag anlässlich des Todestages eines Verstorbenen

Jeschiwa, pl. Jeschiwot

(hebr., „Sitzen“), weiterführende jüdische Schule, in der vor allem der Talmud und seine Kommentare studiert werden

Jiskor

(hebr., „Er möge gedenken“), Gebet zum Gedenken an verstorbene Familienangehörige (speziell die Eltern), wird viermal im Jahr während des Gottesdienstes, u.a. am letzten Tag von Pessach und an Jom Kippur, gesprochen

Joint

Kurzform für American Jewish Joint Distribution Committee, 1914 gegründete Hilfsorganisation US-amerikanischer Juden, die sich v.a. in Europa engagiert

Jom Kippur

(hebr., „Versöhnungstag“), letzter und wichtigster der mit Rosch ha-Schana (dem Neujahrsfest) beginnenden Bußtage, wird mit strengem Fasten und vor allem in der Synagoge begangen

Jüdisches Autonomes Gebiet

(russ. Jewrẹjskaja awtonọmnaja ọblast), Region an der Grenze zwischen Russland und China, Ende der 1920er-Jahre als spezielles Siedlungsgebiet für die „nationale Minderheit“ der jüdischen Sowjetbürger eingerichtet, seit 1934 Autonomes Gebiet; auch unter dem Namen „Birobidschan“ (Region zwischen den Flüssen Biro und Bidschan) bekannt

Jüdisches Antifaschistisches
Komitee der Sowjetunion
(JAK)

Organisation von sowjetischen Intellektuellen und Künstlern jüdischer Herkunft, Anfang der 1940er-Jahre unter Aufsicht der sowjetischen Regierung gegründet, um internationale Unterstützung für die Sowjetunion im Krieg gegen NS-Deutschland zu mobilisieren; ein zentrales Anliegen des JAK war es, über die Ermordung der Juden in den von Deutschland besetzten sowjetischen Gebieten aufzuklären; das JAK wurde 1948 von der sowjetischen Führung wieder verboten, seine Angehörigen unter dem Vorwurf des „Kosmopolitismus“, der „Spionage“ etc. verfolgt

Kaddisch

(aram., „heilig“, „Heiligung“), Gebet, in dem die Heiligkeit Gottes gepriesen wird; insbesondere Bezeichnung für das Gebet, das im Trauerjahr und am Jahrzeit-Tag von Verwandten für die Verstorbenen aufgesagt wird, kann nur in Gegenwart eines Minjan gesprochen werden

Karäer

auch Kara’im/Karaimer, im Mittelalter entstandene jüdische Glaubensgemeinschaft, die nur die Tora, nicht aber die talmudisch-rabbinische Gesetzestradition anerkennt, durch eigene Sprache und Traditionen gekennzeichnet

Kaschrut

(hebr., „(rituelle) Tauglichkeit, Unbedenklichkeit“), bezeichnet die auf die Tora zurückgehenden Gebote für das Zubereiten und Verzehren von Speisen

Katjuscha

Bezeichnung für einen während des Zweiten Weltkrieges entwickelten Mehrfachraketenwerfer

Ketubba

(hebr., „Schriftstück“), jüdischer Ehevertrag

KGB

(russ. Abk. für Komitet Gossudarstwennoi Besopasnosti pri Sowjete Ministrow SSSR), Komitee für Staatssicherheit beim Ministerrat der UdSSR, sowjetischer Geheim- und Staatssicherheitsdienst mit umfangreichen Aufgaben im In- und Ausland, 1954 aus dem Ministerium für Staatssicherheit (MGB) hervorgegangen, 1991 aufgelöst

Kibbuz, pl. Kibbuzim

(hebr., „Sammlung“), in Israel verbreitete Gemeinschaftssiedlung mit Kollektiveigentum und basisdemokratischer Struktur, gemeinsamer Arbeit und gemeinsamen sozialen Einrichtungen

Kiddusch

(hebr., „Heiligung“), Segensspruch, der über einem Glas Wein gesprochen wird, zur Einleitung des Schabbat oder jüdischer Feiertage

Kippa, pl. Kippot

(hebr.), Kopfbedeckung jüdischer Männer für den Gottesdienst, bei orthodoxen Juden immer üblich

Kolchos/Kolchose

(russ. Kollektiwnojechosjaistwo), Bezeichnung für kollektivwirtschaftliche landwirtschaftliche Betriebe, die aus bäuerlichen Einzelbetrieben im Zuge der Kollektivierung entstanden sind oder unter Zwang gebildet wurden

Kolonie

Siedlung von Einwanderern mit relativ homogener konfessioneller oder sozialer Struktur, deren Entstehung von den russischen Zaren seit dem 18. Jahrhundert im Zuge der inneren Kolonisierung des Russischen Reiches gefördert wurde

Kolyma

Gegend im Nordosten Russlands um den Fluss Kolyma, auch Bezeichnung für einen dort seit der Stalin-Zeit entstandenen Komplex von Straf- und Arbeitslagern

Komsomol

(russ. Kurzform für Kommunistitscheski Sojus Molodjoshi), Kommunistischer Jugendverband der Sowjetunion (1918–1991), ausgerichtet auf die politische Sammlung, Erziehung und Organisierung Jugendlicher und junger Erwachsener

Kontingentflüchtling

Bezeichnung bundesdeutscher Behörden für Einwanderer, die aus humanitären Gründen aufgenommen und nach bestimmten „Kontingenten“ auf die Länder der Bundesrepublik verteilt werden; der Status des „Kontingentflüchtlings“ wurde seit 1991 auch jüdischen Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion zugesprochen

Koscher

(hebr./jidd., „tauglich, passend“), den jüdischen Speisegesetzen („Kaschrut“) entsprechend

KPdSU

Kommunistische Partei der Sowjetunion, 1918 als Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) gegründet, seit 1925 unter dem Namen Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki) auftretend, seit 1952 als KPdSU, 1991 aufgelöst

Kulak

abfällige russische Bezeichnung für „Wucherer“, von den Bolschewiki und vor allem in der Stalin-Ära angewendet auf alle selbständigen Bauern und ländlichen Bevölkerungsgruppen, die sich den politischen Vorgaben des Sowjetregimes, der Kollektivierung und der Kommandowirtschaft zu entziehen versuchten; sie unterlagen als „Ausbeuter“ und „Klassenfeinde“ scharfer Verfolgung („Entkulakisierung“)

KZ

Konzentrationslager

Lecha Dodi

(hebr., „Komm, mein Freund [der Braut entgegen]“), Lied zur Begrüßung des Schabbat

LETI

(russ. Abk. für Leningradskij Elektrotechnitscheskij Institut Imeni V. I. Uljanova), Leningrader Elektotechnisches Institut „W.I. Uljanow“

LOKA

(russ. Abk. für Leningradskoe Otdelenie Kommunisti-ceskoj Akademii), Leningrader Abteilung der Kommunistischen Akademie der Gesellschaftswissenschaften, ging 1924 aus der 1918 gegründeten Sozialistischen Akademie hervor, sollte anstelle der früheren „bürgerlichen“ Wissenschaften eine an der kommunistischen Weltanschauung ausgerichtete Forschung und Lehre durchsetzen

Matze, pl. Matzen (dt.) bzw. Matzot (hebr.)

ungesäuertes Brot, das an den acht Tagen des Pessachfests gegessen wird, um an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten zu erinnern

MEI

(russ. Abk. für Moskowskij Energetitscheskij Institut), Moskauer Energetisches Institut

Menora

(hebr., „Leuchter“), siebenarmiger Leuchter, zentrales Wahrzeichen des Judentums; erinnert an den Leuchter im Stiftszelt sowie im Ersten und Zweiten Tempel in Jerusalem

Minjan

(hebr., „Zahl“), Zahl von mindestens zehn jüdischen Männern, die im traditionellen Judentum für die Abhaltung eines Gottesdienstes notwendig ist

MGB

(russ. Abk. für Ministerstwo Gossudarstwennoi Besopasnosti), Ministerium für Staatssicherheit, 1946 Nachfolgeorganisation des GUGB bzw. NKGB, Vorgängerorganisation des 1954 gebildeten KGB

Mischeberach

(hebr., „der gesegnet hat“), Segensspruch für eine Person, häufig für Erkrankte gesprochen

Molotow-Ribbentrop-Pakt

siehe Hitler-Stalin-Pakt

MTS

(russ. Abk. für Massinno TraktornajaStancija), Maschinen-Traktoren-Station, staatliche Einrichtung, die Landmaschinen an die ländliche Bevölkerung verleiht

MWD

(russ. Abk. für Ministerstwo Wnutrennich Del), Ministerium für Innere Angelegenheiten der Sowjetunion, 1946 Nachfolgeorganisation des NKWD

„Neuland“

Bezeichnung für wirtschaftlich bisher nicht genutzte Gebiete, die für den Ackerbau nutzbar gemacht und anderweitig wirtschaftlich erschlossen werden sollten und in der Sowjetunion zwischen den 1920er- und 1950er-Jahren Gegenstand von großen „Neulandkampagnen“ waren

Newskij-Orden

nach Alexander Newskij benannter hoher Orden aus der Zeit des russischen Zarenreiches, der von der sowjetischen Führung im Zweiten Weltkrieg neu gestiftet wurde, um besonders erfolgreiche und tapfere Offiziere auszuzeichnen

NKWD

(russ. Abk. für Narodny Kommissariat Wnutrennich Del), Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten, 1934 gegründet, verantwortlich für die sowjetische Sicherheits- und Geheimpolizei (GUBG bzw. NKGB) und die Verwaltung der Straf- und Arbeitslager (Gulag), 1946 als MWD neu aufgestellt

NÖP

Neue Ökonomische Politik (russ. NovajaEkonomitscheskaja Politika, NEP), wirtschaftspolitisches Konzept der Kommunistischen Partei in der nachrevolutionären Sowjetunion, das größere wirtschaftliche Freiräume und Eigeninitiative in Landwirtschaft, Handel und Industrie zuließ und nach der Phase des Kriegskommunismus eine bessere Versorgung der Bevölkerung ermöglichen sollte; 1927 per Parteitagsbeschluss beendet

Organisation Todt

1938 errichtete, von dem Ingenieur Fritz Todt geleitete militärisch strukturierte, für die Durchführung größerer Baumaßnahmen zuständige Organisation des nationalsozialistischen Deutschland, seit 1939 für zahlreiche „kriegswichtige“ Baumaßnahmen im Deutschen Reich und in den von Deutschland besetzten Gebieten zuständig, setzte dabei auch zahlreiche Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene ein

Panje-Wagen

kleiner, in Osteuropa verbreiteter, von einem Pferd gezogener Bauernwagen

Pascha

in Russland traditionell zu Ostern bereitete/-r Süßspeise/Kuchen

Perestroika

(russ., „Umbau“, „Umgestaltung“), in der Amtszeit Michael Gorbatschows (1985–1991) geprägter Leitbegriff für die Reform und Modernisierung der sowjetischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Pessach

(hebr., „Überschreitung“), achttägiges Fest im Frühling zur Erinnerung an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und seine Befreiung aus der Sklaverei

Pionierorganisation

ursprünglich auf die Pfadfinderbewegung zurückgehende kommunistische Organisation für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, auf Schulebene organisiert; altersmäßig die Vorstufe zum Komsomol

„Pobeda“

(russ., „Sieg“), nach dem Zweiten Weltkrieg gefertigtes Pkw-Modell der GAS/GAZ-Fabrik

Pogrom

(russ., „Verwüstung, Zerstörung“), allg. Bezeichnung für Ausschreitungen gegen Minderheiten, speziell für eine gewalttätige, mit Plünderungen und Mord verbundene Verfolgung der jüdischen Bevölkerung

Politruk

auch Politkommissar, Angehöriger der Roten Armee, der für die politische Erziehung, Führung und Überwachung der Soldaten zuständig war

Purim

(hebr., „Lose“), Fest zur Erinnerung und Feier der im Buch Esther beschriebenen Rettung der Juden im Perserreich vor der Ermordung durch Haman, den bösen Ratgeber des Königs

Rabbi, Rabbiner

(hebr., „mein Lehrer, Meister“), zunächst Ehrentitel für einen Gelehrten, seit dem Mittelalter in Europa auch als Berufsbezeichnung verwendet

Refuseniks

auch „Otkasniks“ (von engl., russ. „ablehnen“), Bezeichnung für auswanderungswillige sowjetische Juden, denen die Emigration verweigert wurde

Rosch ha-Schana

(hebr., „Kopf des Jahres“), jüdisches Neujahrsfest imFrühherbst, Beginn der zehntägigen Bußperiode, die mit Jom Kippur endet

Rote Armee

Bezeichnung für die Armee der Sowjetunion 1918–1946, danach „Sowjetarmee“

RSFSR

(russ. Abk. für Rossijskaja Sowetskaja Federatiwnaja Sozialistitscheskaja Respublika), Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik, 1917 gegründet, 1922 Gründungsmitglied der UdSSR, 1991 aufgelöst

Schabbat

(hebr., „Ruhe“), wöchentlicher Feiertag (als siebter Wochentag nach den sechs Schöpfungstagen), dauert von Freitag- bis Samstagabend, der Ruhe, Erholung und religiösen Erbauung gewidmet, wobei alle Arten von Arbeit verboten sind

Schoa

(hebr., „Unheil, Verwüstung, Vernichtung“), Bezeichnung für den systematischen Völkermord an den europäischen Juden, in Israel offizieller Begriff für dieses Geschehen

Schtetl

(jidd., „Städtchen“), Kleinstadtgemeinde in Osteuropa mit mehrheitlich jüdischer Bevölkerung und jiddischer Kultur, auch für Stadtviertel gebräuchlich

Seder

(hebr., „Ordnung“), Kurzform für den Seder-Abend, der (mithilfe der Haggada) nach einer besonderen „Ordnung“ gefeiert wird und den Auftakt des Pessach-Festes bildet

Shid, pl. Shidy Smersch

(russ. Akronym für „Smert Schpionam“ – „Tod den Spionen“), Bezeichnung für den sowjetischen militärischen Geheimdienst 1943–1946

Sowchos/Sowchose

(russ., Sowjetskoje chosjaistwo), Landwirtschafts(groß)betrieb im Besitz des sowjetischen Staates

Sowinform

(russ., Sowetskoje informazionnoje bjuro), Sowjetisches Informationsbüro, 1941 durch Beschluss des ZK der KPdSU gegründet, um Nachrichten über den Kriegsverlauf zu verbreiten und die Auslandspropaganda stärker zu steuern; in den 1960er-Jahren aufgelöst

Sowjet

(russ., „Rat“), Bezeichnung für bestimmte Verwaltungsorgane in der Sowjetunion, die auf allen Verwaltungsebenen, vom Dorf bis zur Union, eingerichtet wurden; ursprünglich aus den Arbeiter- und Soldatenräten hervorgegangen, seit der Stalin-Zeit pseudo-parlamentarische Gremien zur Flankierung staatlicher Politik

Sukkot

(hebr., „Laubhütten“), „Laubhüttenfest“, wird nach Jom Kippur gefeiert, ursprünglich wie Pessach ein Erntefest, später mit der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und die Wüstenwanderung verbunden

SS

Schutz-Staffel, zentrale Organisation der NS-Bewegung und des NS-Regimes, ab 1939 mit dem Polizeiapparat wesentlich für die Unterdrückung der Bevölkerung und den Judenmord in den von Deutschland besetzten Gebieten verantwortlich

Tachrichim
Tag des Sieges

offizieller Gedenktag der Sowjetunion zum Sieg über NS-Deutschland am 9. Mai, dem Tag der endgültigen Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde durch die deutsche Wehrmachtsführung

Tallit

(hebr.), jüdischer Gebetsschal oder Gebetsmantel, ein viereckiges Tuch mit angeknüpften Zizijot (Schaufäden), in Erfüllung eines biblischen Gebots

Talmud

(hebr., „Lehre, Belehrung, Studium“), das Hauptwerk des rabbinischen Judentums, das in der Spätantike aus den Diskussionen in den Lehrhäusern hervorgegangen ist; entstanden als palästinischer (5. Jh.) sowie als babylonischer Talmud (6. Jh.), der kanonische Bedeutung erlangte und bis heute studiert und kommentiert wird

TASS

(russ. Abk. für Telegrafnoje Agentstwo Sowjetskogo Sojusa), Telegrafenagentur für die Sowjetunion, 1925–1991 sowjetische Nachrichtenagentur

Technikum

mittlere berufsbildende Fachschule, die sich an die siebenjährige Mittelschule anschließt und ein anschließendes Hochschulstudium ermöglicht

Tefillin

(hebr., von „Gebet“), jüdische Gebetsriemen, die im traditionellen Judentum während des Morgengebets von Männern an Kopf und linkem Arm angelegt werden

Tepluschki

 

Tora

(hebr., „Gebot, Lehre, Anweisung“), im engeren Sinne die fünf Bücher Mose, im weiteren Sinne die gesamte hebräische Bibel; im Judentum als „schriftliche“ Tora ergänzt durch die „mündliche“ Tora (Talmud u.a. Werke des rabbinischen Judentums)

Transnistrien

zwischen 1941 und 1944 Bezeichnung für ein zwischen den Flüssen Dnestr (Dnister) und Bug gelegenes Gebiet, das nach dem Überfall auf die Sowjetunion von den Achsenmächten besetzt und an Rumänien angeschlossen wurde; Standort zahlreicher Lager und Ghettos und zentraler Schauplatz des von Rumänien und Deutschem Reich durchgeführten Judenmords

Troika

in der Sowjetunion dreiköpfige Einrichtungen des Sicherheitsapparates, die Strafen gegen verhaftete Personen verhängen konnten; besonders während der stalinistischen „Säuberungen“ eingesetzt, in den Jahren des „Großen Terrors“ meist aus einem regionalen NKWD-Leiter, Vertreter der Staatsanwaltschaft und Funktionär/Sekretär der KPdSU bestehend

Trust

Zusammenschluss mehrerer Unternehmen unter Aufgabe der wirtschaftlichen Selbständigkeit, in der Sowjetunion Form der Industrielenkung unter staatlicher Leitung

Tscheka/WeTscheka

(russ. Kurzform für [Wserossijskaja] Tschreswytschajnaja Komissija po Borbe s Kontrrewoljuziej, Spekuljaziej i Sabotaschem), Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage, nach der Oktoberrevolution 1917 von den Bolschewiki gegründete Geheimpolizei Sowjetrusslands, Vorläuferin der 1922 gegründeten GPU/OGPU

UdSSR

(russ. SSSR, Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik), Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, amtliche Bezeichnung für die Sowjetunion

„Umschmiedung“

in der (stalinistischen) Sowjetunion gebräuchlicher Propagandabegriff für die gewaltsame „Umerziehung“ von abweichenden Bevölkerungsgruppen zu „neuen“, sowjetischen „Menschen“, eng verknüpft mit dem System des Gulag

Volksdeutsche Mittelstelle

seit 1941 dem Reichsführer SS unterstehende Organisation des nationalsozialistischen Deutschland, die für die Erfassung und Umsiedlung der außerhalb des Deutschen Reiches lebenden „Volksdeutschen“ zuständig war; organisierte maßgeblich die Umsiedlung von „Volksdeutschen“ aus den annektierten osteuropäischen Gebieten ins Deutsche Reich und die rassistische Begutachung der „Umsiedler“

Waldbrüder

Bezeichnung für Widerstandsgruppierungen im Baltikum, die in den 1940er-Jahren gegen die sowjetische Herrschaft in ihren Ländern kämpften

WKP (B)

(russ. Abk. für Wsesojusnaja Kommunistitscheskaja Partija [Bolschewikow]), Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki), Bezeichnung für die herrschende Kommunistische Partei der Sowjetunion zwischen 1925–1952

Wchutemas

(russ. Akronym von Wysschije Gossudarstwennyje Chudoschestwenno Technitscheskije Masterskije), Höhere Künstlerisch-Technische Werkstätten, 1920–1927 bestehende staatliche Kunsthochschule in Moskau, die sich an den Ideen der russischen Avantgarde orientierte

Zaddik, pl. Zaddikim

(hebr., „Gerechter“), Ehrenbezeichnung für einen besonders frommen, rechtschaffenen Mann, im engeren Sinn Führer einer chassidischen Gruppe

Zizit, pl. Zizijot

(hebr.), Schaufäden an den Ecken eines jüdischen Gebetsschals (Tallit)

ZK

Zentralkomitee, oberstes Entscheidungsgremium Kommunistischen Parteien zwischen zwei Parteitagen

ZWAR

„Zwischen Arbeit und Ruhestand“, in Deutschland Netzwerk von Gruppen, in denen sich ab Menschen ab 50 treffen, austauschen sowie kulturell und sozial engagieren können